Die wichtigsten HRV Parameter und was sie aussagen
(Grafiken und Erläuterungen entnommen bzw. angelehnt an Gebrauchsanweisung 3.4 des HRV-Scanner von BioSign.)
Zwischenzeitlich gibt es weit über 100 HRV-Parameter. Im HRV-Scanner werden zahlreiche Zeitparameter, Frequenzparameter und nichtlineare Parameter, z. B. Alpha 1 und zusätzlich Stressindex und biologisches HRV-Alter in einer Liste ausgegeben und ggf. mit Normwerten unterlegt (als Werte und grafisch). Darüber hinaus sind, wie oben beschrieben, skalierbare klassische Auswertegrafiken Tachogramm, Histogramm, Poincaré-Diagramm und 2- und 3-dimensionale FFT (Welch’s Methode) etc. vorhanden.
Wir beschränken uns hier auf einige wenige Parameter die alle klinisch relevante Information besitzen, dennoch dem Patienten/Probanden gut zu vermitteln sind und in den Einblick-Diagnosegrafiken des HRV-Scanner von BioSign Verwendung finden.
Die Werte geben Auskunft über die durchschnittliche Herzfrequenz, wie anpassungsfähig ist das veg. Nervensystem, wie schnell kann es reagieren, wie ausgeglichen ist die Person, wie hoch ist die augenblickliche Belastung (Stress), welchem Lebensalter entspricht der Zustand des veg. Nervensystems und wie sind die Werte in Bezug auf Gleichaltrige einzuschätzen.
HRV Parameter in der Einblick Diagnosegrafik der RSA
In der Einblick-Diagnostikgrafik stehen einerseits die klassischen, in Wissenschaft und Klinik eingeführten Parameter z. B. die von der Deutschen Diabetesgesellschaft für die Diagnose der kardialen diabetischen Neuropathie geforderten Werte (E-I; E/I; MCR; RMSSD; Mittl. HF) und eine vereinfachte Darstellung auf Basis dieser Parameter zur Verfügung. Die Erläuterung beschränkt sich auf die vereinfachte Darstellung.
Einblick-Diagnosegrafik - Respiratorische Sinusarrhythmie mit %-Rang entsprechend Alter im HRV-Scanner
- Grün = gute Werte
- gelb = beachtenswert
- rot = schlechte Werte
Grafik: Beispiel für eine gute und eine sehr schlechte parasympathische Regulationsfähigkeit
© VIVO SCOUT GmbH, Nürnberg

Tonus (Mittlere Herzfrequenz)
Durchschnittliche Herzfrequenz während der Messung. Das Herz schlägt ohne Verbindung zum vegetativen Nervensystem ca. 100mal in der Minute. Eine niedrigere Frequenz ist, da der Parasympathikus für eine Verlangsamung des Herzschlages sorgt das Ergebnis parasympathischer Aktivitäten. Je niedriger bei einem gesunden Herzen die durchschnittliche Herzfrequenz, desto leistungsfähiger ist der Parasympathikus – unsere Bremse bzw. Erholungsfähigkeit.
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Dynamik (RMSSD)
Der mathematisch komplizierte Wert - (Root Mean Square of Successive Differenzes - Quadratwurzel des quadrierten Mittelwerts der Summe aller Differenzen sukzessiver RR-Intervalle) - sagt aus, wie stark sich die Herzfrequenz von einem Herzschlag zum nächsten ändert und beschreibt damit die Geschwindigkeit, mit der das parasympathische Nervensystem – unsere Bremse bzw. Erholungsfähigkeit reagiert. Der Wert ist sehr empfindlich gegenüber Arrhythmien und Artefakte.
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Flexibilität (E-I)
Einatmung – Ausatmung. Ermittelt wird bei jedem Atemzyklus die höchste und niedrigste Herzfrequenz. E-I gibt den Durchschnitt wieder und ist deshalb relativ unempfindlich gegen Artefakte. Je höher der Wert (große Amplitude der Herzfrequenzschwingungen), desto größer ist die Flexibilität; d.h. die Anpassungsfähigkeit unseres Herzkreislaufsystems.
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Parameter in der Einblick-Diagnosegrafik der Kurzzeit HRV
Auch hier stehen neben zahlreichen Listenwerten zusätzlich im Rangdiagramm sowohl die „klassischen Werte“ (SD1; SD2; Power HF; Power LF; Total Power; Mittlere HF; Stressindex) als auch vereinfachte, gut zu vermittelnde Werte zur Verfügung. Die Erläuterung beschränkt sich auf die vereinfachte Grafik.
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Bild Tonus (Mittlere Herzfrequenz - Siehe oben)
Flexibilität (Variationskoeffizient -VK)
Der Wert in der Grafik drückt aus, ob die Regulationsfähigkeit (im Bezug zur Altersgruppe) hoch oder niedrig ist.
Messwerte verteilen sich in der Regel mehr oder weniger stark um einen Mittelwert. Standardabweichung und VK sind Parameter aus der deskriptiven Statistik und beschreiben das Ausmaß der Streuung von Messwerten um einen Mittelwert.
Da man Herzfrequenzvariabilität als statistisches Phänomen auffassen kann - die Herzfrequenzen schwanken um einen Mittelwert, wobei größere Abweichungen vom Mittelwert weniger wahrscheinlich sind, als kleinere Abweichungen - hat sich die Verwendung der Standardabweichung und des Variationskoeffizienten als beschreibende Größen der Herzratenvariabilität fest etabliert.
Der VK fast Mittelwert und Standardabweichung in einer Zahl zusammen und wird in Prozent angegeben. Je höher die Standardabweichung bzw. der Variationskoeffizient, desto größer ist die Herzfrequenzvariabilität.
Dynamik 1 (SD1)
Wert (Standardabweichung) aus dem Poincaré-Diagramm (Punktwolke) – der die Querachse der Vertrauensellipse betrachtet und Aussagen über parasympathische Aktivität zulässt (schnelle Änderungen der Herzfrequenz).
Dynamik 2 (SD2)
Standardabweichung aus der Punktwolke die auf die Längsachse bezogen und sensitiv zu langsamen Änderungen der Herzfrequenz ist und damit zu sympathischer Aktivität.
SD2/SD1 normiert
Misst das Verhältnis der schnellen zu den langsamen Herzfrequenzänderungen und lässt damit eine gute Beurteilung der vegetativen Balance zu. (Ersetzt LF/HF-Quotient da dieser nur äußerst ungenau die vegetative Balance wiedergibt. Er ist nicht in der Lage, die parasympatischen Anteile durch eine Atmung < 9 Atemzüge im LF-Frequenzband zu berücksichtigen.
Stressindex (SI) und Ranking
Die Berechnung des Stressindex erfolgt in Anlehnung an Prof. Baevsky. Er hat diesen Index im Rahmen der russischen Raumfahrtmedizin entwickelt und validiert. Der SI reagiert sensibel auf Verschiebungen des vegetativen Gleichgewichts zwischen Sympathikus und Parasympathikus und ist die mathematische Beschreibung des Histogramms.
Der Stressindex ist ein guter Parameter um Veränderungen bei einer Person im Laufe der Behandlungsdauer festzustellen. Der Stressindex als Indikator für Stressbelastung ist dann aussagekräftig, wenn die Person organisch gesund ist. Bei einem hohen Stressindex können auch andere Ursachen als eine Stressbelastung vorliegen. Sind keine Stressoren erkennbar und liegt dennoch wiederholt ein stabiler hoher Stressindex vor ist eine umfassende und tiefgreifende diagnostische Abklärung zwingend geboten.
Der Stressindex ist, wie die HRV generell, stark altersabhängig. Es ist deshalb erforderlich, diesen Wert in Bezug zur Altersgruppe zu setzen. Das Ranking drückt aus wieviel Prozent des entsprechenden Alters bessere bzw. schlechtere Werte aufweisen. Die Darstellung erfolgt wie in den vorstehend erläuterten Grafiken nach dem Ampelprinzip; d.h. gute Werte sind grün unterlegt, mittlere Werte gelb und schlechte Werte rot.
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