Was wird bei einer HRV-Analyse gemessen
Die Aktivität des Herzens wird üblicherweise mittels EKG gemessen. Dabei werden an der Körperoberfläche die elektrischen Potentialdifferenzen gemessen die bei den einzelnen Phasen des Herzschlags auftreten; von der Erregung der beiden Vorhöfe über die Kammerregung bis zum Abklingen. Die höchste Potentialdifferenz wird bei der Kammererregung erreicht; die sog. R-Zacke. Diese R-Zacke kann somit relativ leicht identifiziert werden. Bei der HRV-Analyse, bei der ja der Abstand von Herzschlag zu Herzschlag möglichst genau – im Millisekunden-Bereich – erfasst werden soll, wird somit das RR Intervall, der Abstand von einer R-Zacke zur nachfolgenden R-Zacke mit einem hochauflösendem EKG gemessen. Eine Messung zur HRV-Analyse über die Pulswelle ist nicht zu empfehlen. Es werden hierbei nicht exakt zu bewertende Störgrößen, z. B. die Beschaffenheit der Blutgefäße etc. wirksam. Da die Feinsteuerung des Herzens über Parasympathikus und Sympathikus erfolgt ist eine HRV-Messung letztlich nichts anders als eine Diagnose der Funktionsfähigkeit des autonomen oder vegetativen Nervensystems bzw. unserer Entspannungs- und Leistungsfähigkeit. Weist ein vegetatives Nervensystem Störung auf, kann man es in dieser Messung ablesen.


HRV-Analyse des vegetativen Nervensystems
Mittels einer Messung der Herz-Raten-Variabilität (HRV) wird eine Analyse des vegetativen Nervensystems durchgeführt, die zur Gesundheitsüberwachung, Therpiekontrolle, sowie zur Verifizierung von Stress und Burnout großen Nutzen bringt.
Unabhängig von allen individuellen Symptomen und evtl. sozialen Auffälligkeiten ist eine Erschöpfungsdepression (burn out) durch eine massiv reduzierte Regulationsfähigkeit des Vegetativen Nervensystems (VNS) gekennzeichnet.
Die Antriebslosigkeit wird durch eine weitgehende Funktionsbeeinträchtigung sowohl des Nervensystems Sympathikus (Antrieb)als auch Parasympathikus (Erholung)abgebildet. In Einzelfällen ist auch eine Überreaktion das Parasympathischen Nervensystems denkbar. Durch Analyse der Herz-Raten-Variabilität/Herzfrequenzvariabilität lassen sich sowohl die Funktion des Parasympathikus - z.B. durch die sog. "Respiratorische Sinusarrhythmie" als auch die Funktion des Sympathikus - z.B. durch "Orthostase-Test" messen.
Durch periodische Messungen sind wir in der Lage, Entwicklungen zu einem burn out etc. ggf. frühzeitig zu erkennen.
Stress, Gesundheitsgefahr Nr. 1! - Überwachung durch HRV-Messung
Stress ist nicht grundsätzlich gefährlich sondern eine natürliche Reaktion des Körpers auf außergewöhnliche, im Regelfall bedrohliche, Ereignisse. Dem Organismus wird hierdurch ermöglicht, schnell und ohne Umwege auf diese Gefahrensituation zu reagieren. Stress wird dann zur Gesundheitsgefahr und führt zu Burnout, wenn der Organismus dauerhaft in dieser Gefahrenabwehr verharrt und ein Stressabbau nicht mehr stattfindet. Aufgrund unserer komplexen Umwelt und Lebensweise greift diese Form der Belastung durch Stress immer mehr um sich. Stress wird deshalb von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als einer der größten gesundheitlichen Risikofaktoren im 21. Jahrhundert bezeichnet.
Unzählige Untersuchungen von Universitäten im In- und Ausland belegen unstrittig, dass ein laufend erhöhter Stresspegel zu Erkrankungen vor allem des Herzkreislaufsystems führt und die Gefahr des Herztodes drastisch erhöht wird.
Eine Kontrolle dieser wichtigen Gesundheits- und Lebensbedrohung sollte deshalb nicht nur aufgrund einer subjektiven Einschätzung oder des Gefühls des „Gestresstseins“ erfolgen. Vor allem bei Risiko- bzw. belasteten Personen ist es ratsam, den Stresslevel aufgrund objektiver Stress-Indx-Messungen - durch Analyse der Herzfrequenzvariabilität -in regelmäßigen Abständen zu erfassen. So kann der gesundheitlichen Bedrohung rechtzeitig und effektiv begegnet werden. Anfälligkeiten für Erkrankungen werden reduziert und die Wahrscheinlichkeit eines Burnout, des physischen oder psychischen Zusammenbruchs oder Tod bzw. Behinderung durch Herzinfarkt deutlich vermindert.
Herzfrequenzvariabilität - Heart-Rate-Variability (HRV)
Wir wissen, dass jede Zelle bzw. jeder lebende Organismus in einer bestimmten Frequenz pulsiert; d.h. gekennzeichnet ist durch einen sich regelmäßig wiederholenden Vorgang. Am deutlichsten ist das am Herzen zu sehen. Das Herz schlägt beim gesunden Erwachsenen je nach Alter und Fitness in Ruhe zwischen ca. 50 und 80 mal in der Minute.
Das Herz funktioniert dabei autonom; d. h es wird nicht bewusst über Denk- und Entscheidungsprozesse von uns gesteuert. Die Regulation sowohl des Herzens als auch aller lebenswichtigen anderen Funktionen erfolgt über das sog. autonome Nervensystem. Mittels Sympathikus und Parasympathikus stellt es im Organismus ein Gleichgewicht (Homöostase) her bzw. ermöglicht ihm, auf innere und äußere Anforderungen angepasst zu reagieren.
Da laufend äußerst vielfältige innere und äußere Reize auf unseren Organismus - und natürlich auch das Herz einwirken - ist ein immerwährender Anpassungsprozess erforderlich. Als Folge dieses Anpassungsprozesses kommt es zu laufenden Veränderung unseres Herzschlages - nicht nur bei wissentlicher Belastung. Ein gesundes Herz schlägt somit nicht gleichmäßig sondern es variiert die Herzfrequenz von Schlag zu Schlag. Diese Schlag zu Schlag Variation nennt man Herzfrequenzvariabilität oder Herz-Raten-Variabilität - Heart Rate Variability (HRV).
Der Sympathikus sorgt durch niederfrequente (langsame) Impulse für eine Beschleunigung der Herztätigkeit und der Parasympathikus oder Vagus durch hochfrequente (schnelle) Impulse für eine Verringerung der Herztätigkeit.
Die Erkenntnis vom variierenden Herzschlag ist nicht neu. Bereits der chinesische Arzt Wang Shuhe untersuchte im 3. Jahrhundert nach Christus Pulsverläufe und versuchte ihre diagnostische Bedeutung zu erkennen. Er formulierte: „Wenn der Herzschlag so regelmäßig wie das Klopfen des Spechts oder das Tröpfeln des Regens auf dem Dach wird, wird der Patient innerhalb von vier Tagen sterben.“ Seit etwa 1960 wurde die Forschung auf diesem Gebiet weltweit massiv ausgeweitet und es liegen unzählige Studien zur Bedeutung der Herzfrequenzvariabilität vor. (Weitere Informationen auch unter www.hrv24.de)
Die HRV ist ein äußert sensibler Parameter. Die Aussagekraft der HRV steht und fällt mit der Exaktheit der Messung. Nur unter exakten vergleichbaren Messbedingungen bzw. durch Messserien sind zuverlässige Aussagen möglich. Die aus der HRV-Messung berechneten Werte werden durch Störungen (Artefakte und Arrhythmien) vollständig verfälscht (es werden i. d. R. extrem bessere Ergebnisse ausgeworfen), so dass sowohl eine manuelle Kontrolle und ggf. Korrektur der Messungen sinnvoll ist und u. U. längere Messzeiten.
Allgemeingültige Erkenntnis ist, dass die Variabilität umso geringer ist je stärker die Person belastet ist - sei es physisch durch hohe körperliche Anforderungen z.B. durch Arbeit, oder im Sport, organisch durch Krankheit oder psychisch. Diese Eigenschaft u. andere Aspekte werden bei der Stressindexmessung und Bestimmung der Balance des vegetativen Nervensystems genutzt. Bei einer Messung der Herzfrequenzvariabilität wird der Schlag zu Schlag Abstand, die im Herzschlag nachweisbaren Frequenzen des Sympathikus und des Parasympathikus und die Frequenzanteile für Atmung und Blutdruck gemessen und ausgewertet.
Das Ausmaß der HRV wird in zahlreichen medizinischen Disziplinen und bei einer Vielzahl von Erkrankungen als prognostischer Marker angesehen, z.B.
- in der Geburtsmedizin (plötzlicher Kindstod),
- der Kardiologie (Herzinfarkt, plötzlicher Herztod),
- der Diabetologie (Neuropathien), der Endokrinologie (Überfunktion der Schilddrüse),
- der Neurologie, (Alzheimer),
- der Schlafmedizin (Schlafapnoe),
- der Psychotherapie (Depression),
- der Pharmakologie (Medikationskontrolle)
- und als Indikator für Belastung in der Sport- und Arbeitsmedizin (Übertrainingszustand, Stressbelastung, Burnout, Herzinfarktrisiko).
Herstellerlinks: BioSign